„Von der Lehre bis zur Rente“ – dieser Satz galt für viele Mitarbeiter der Firma Klein. Jahrzehntelange Betriebszugehörigkeit war die Regel. Die Inhaber betrachteten die Firma als eine große Familie. Sie empfanden eine Fürsorgepflicht gegenüber den ihnen „anvertrauten“ Arbeitern und deren Frauen und Kindern. Man stand füreinander ein, und das bedeutete, dass die Belegschaft auch in schlechteren Zeiten um ihren Arbeitsplatz nicht fürchten musste. Sie konnte immer auf die persönliche Unterstützung der Inhaberfamilie zählen. Die „Gefolgschaft“ dankte es mit Loyalität und außerordentlicher Treue: Jedes Jahr wurden Jubilare geehrt, die dem Betrieb mindestens 25 Jahren angehörten.
Die erste dokumentierte Ehrentafel für verdiente Mitarbeiter stammt aus dem Jahre 1947. Sie weist Johann Hess als dienstältesten „Gefolgsmann“ aus. Er war 1896 – 51 Jahre zuvor – unter dem Firmengründer Wilhelm Klein in den Betrieb eingetreten. Artur Wittig, der erste Prokurist der Firma, der kein Familienmitglied war, hatte bereits als Lehrling bei Klein begonnen. Als er 1954 aus der Firma ausschied, lagen 42 Betriebsjahre hinter ihm. Auch sein Kollege und späterer Geschäftsführer Hans Bentz war über 40 Jahre für den Malerbetrieb tätig.
„Ich schaff‘ beim Klein“ war ein Satz, den die Mitarbeiter mit Stolz aussprachen. Und so schickten sie auch gern ihre Söhne und Enkel in den Betrieb. Für die Firma war dies eine sichere Rekrutierungsmethode, um fleißige und loyale Mitarbeiter zu gewinnen. Der letzte Betriebsratsvorsitzende der Firma Klein, Hans Mittelstädter, arbeitete in dritter Generation als Weißbinder für die Firma Klein. Und Geschäftsführer Reinhard Günther hatte während seiner Lehrzeit seinen Vater Friedrich Günther als Kollegen.
Unter den vielen Lehrlingen, die bei der Firma Klein das Rentenalter erreichten, ist Heinrich Roth besonders zu erwähnen. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Vizepräsident der Handwerkskammer. Roth begann 1933 seine Malerlehre bei der Firma Klein und wurde Verantwortlicher des Baubüros im Opel-Werk in Rüsselsheim. Er arbeitete 50 Jahre im Unternehmen und war davon 23 Jahre Vorsitzender des Betriebsrats. Die älteren Kollegen nannten ihn, den „roten Roth“, wegen seiner sozialistischen Ansichten. Er hatte kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Sowjetunion besucht und sich mit Genossen ausgetauscht. Eine Anekdote erzählt davon, wie Hanns Nothhelfer ihn nach seiner Rückkehr ein wenig aufzog. „Wenn uns die Russen besetzen“, sagte er zu Roth, „dann werde ich umgebracht, weil ich Kapitalist bin, und Sie werden an die Wand gestellt, weil wir uns so gut verstanden haben.“