Sie begegnete ihm 1954 aufgrund einer Wette: Zusammen mit einer Freundin heckte Luisa Nothhelfer-Haldy den Plan aus, Georg Reeg, den Fußball-Star der Darmstädter Lilien, zu ihrem Karnevalsball einzuladen. Die Enkelin von Philipp Klein war gerade 16 Jahre jung und schwärmte, wie viele junge Mädchen ihres Alters, für den gutaussehenden Mittelfeldspieler. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen, blieb sie nicht bei der Schwärmerei. Luisa war dem smarten Sportler noch nicht offiziell vorgestellt worden und so musste sie ihn über einen Umweg einladen. Zu ihrer großen Überraschung nahm er die Einladung an. Und noch mehr. Auf seiner Antwort-Karte ist zu lesen: „Für Ihre Einladung am 20. des Monats danke ich recht herzlich und nehme sie an. Da ich Sie noch nicht kenne, würde es mich freuen, wenn wir vorher einmal sprechen könnten. Herzlichen Gruß – Georg Reeg.“ Wenn da nicht das Herz bis zum Halse klopfte.
Und eine Liebesgeschichte nahm ihren Anfang. Nach dem rauschenden Fest war Luisa Nothhelfer unsterblich verliebt. Georg Reeg machte ihr zielstrebig und ohne Zeit zu verlieren den Hof. Sie waren bald unzertrennlich – außer, wenn Georg zu einem Auswärtsspiel fuhr. Dann schrieb er ihr von dort in jeder freien Minute und füllte mit seinen Liebesbriefen einen Leitz-Ordner. Ein Sommer verging mit Gartenfesten, Wochenendausflügen und Spritztouren im Sportwagen. Ein Herbst und ein Winter folgten, in dem Luisa immer am Spielfeldrand stand, wenn ihr Torschütze „Schorsch“ seine Mannschaft zum Sieg führte. Luisa wurde sein größter Fan und genoss die Aufmerksamkeit, die ihr als „Spielerbraut“ zuteil wurde. Alle Zeitungsartikel und Pressefotos, die sie in die Finger bekommen konnte, wanderten in ihr Album.
Das Glück des jungen Paares strahlte in leuchtenden Farben. Georg Reeg verstand sich blendend mit den Schwiegereltern in spe. Viele Fotos zeigen die jungen Leute im Kreis der Familie in der Elisabethenstraße. Georg gehörte nun zum Kleinschen Clan. Das einzige, was einer Hochzeit im Wege stand, war Luisas Alter: Mit knapp 17 Jahren hielten die Eltern sie für zu jung.
Dann schlug das Schicksal zu. Im Dezember 1954 wurde Georg Reeg mit heftigen Leibschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Er musste zweimal operiert werden. Doch es gelang nicht, ihn zu retten. Mit nur 27 Jahren starb Luisa Nothhelfers erste große Liebe und ein Ausnahmetalent des Darmstädter Fußballs. Und so erwies die halbe Stadt Georg Reeg die letzte Ehre bei seiner Beerdigung. Ein Großereignis, während dessen sich Luisa kaum auf den Beinen halten konnte. Ihr Vater hatte die Beisetzung ausgerichtet, und die ganze Familie nahm Anteil, als wäre es bereits der Schwiegersohn, der zu Grabe getragen wurde.
Vier Jahre später heiratete Luisa den Frankfurter Fabrikantensohn Wolfgang Haldy. Doch konnte sie Georg nie vergessen. Eine Gedenktafel am Familiengrab der Haldys erinnert bis heute an ihn.