„Wir beehren uns, Sie mit Ihrer verehrten Frau Gemahlin am Samstag, 5. Februar 1955, zur Überfahrt mit dem Luxusdampfer ‚Darmstadt‘ nach New York ergebenst einzuladen. Das Schiff geht pünktlich um 20 Uhr am Kai 68 Elisabeth vor Anker.“
So lautet die Einladung zum Hausball der Firma Wilhelm Klein im Jahre 1955. Es war eine ganz besondere „Reise“, die jedes Jahr zu Karneval hier angetreten wurde. Kulissen von fernen Städten und exotischen Ländern, landestypische Kostüme und Musik und ein Büffet mit Nationalgerichten verwandelten den Festsaal der Firma Klein in das Oberdeck eines Luxusdampfers, in eine dunkle Hafenkneipe oder in ein verruchtes Cabaret.
Zu den Gästen gehörten Verwandte und Freunde der Familie sowie langjährige Geschäftspartner und solche, die es noch werden sollten. Regelmäßig dabei waren Regierungsbaumeister Ernst Laucke, die Architekten Wilhelm Bieler und Walter Schurek, Baurat Karl Schäfer und Bankdirektor Richard Hopf, jeweils mit ihren Gattinnen.
„Cooks Reisen“, alias Firma Klein, war der Veranstalter und er sorgte auch für ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm mit Kapelle, Gesangs- und Tanzeinlagen und kabarettistischen Auftritten. Anton Germann Nothhelfer, der Bruder Hanns Nothhelfers, war Tenor in Mainz und immer ein wichtiger Protagonist. Ebenso wurde Georg Benz, Betriebsratsvorsitzender der Firma und begeisterter Sänger, für witzige Auftritte gebucht.
Ein Blick in die Fotoalben zeigt, mit wie viel Spaß und kreativer Freude die Hausbälle bis aufs i-Tüpfelchen vorbereitet und ausgestaltet wurden. Sie sind Ausdruck für das Lebensgefühl der 50er Jahre und ein Spiegel der Persönlichkeit Hanns Nothhelfers. Er prägte das Motto „Tages Arbeit – abends Gäste, saure Wochen – frohe Feste“ für sein Unternehmen.
„An Bord der ‚Darmstadt‘ befinden sich viele prominente Köpfe, Koryphäen von Kunst und Wissenschaft, berühmte Architekten, denen schon verschiedene Häuser eingestürzt sind, Finanzleute, die größte Börsenkräche und Pleiten überlebt haben, Mediziner mit eigenen Friedhöfen. – Achtung! Achtung! Nun kommen die Gäste über den Landesteg herunter, begleitet von ihren reizenden Damen. Die Menschenmenge jubelt und winkt, Blumen und Papierschnitzel werden geworfen, es ist ein einzigartiges Bild. Achtung! Meine Herrschaften, bleiben Sie am Apparat! Nach einer kurzen Pause hören Sie uns wieder aus dem Hotel Waldorf-Astoria, aus dem bekannten Künstlerlokal ‚Die größte Schmiere der Welt‘.“
1951: Ins Märchenland des Orients - „Tausend und eine Nacht“
1952: Paris – „Eine Nacht am Montmarte“
1953: Hamburg – „Eine Nacht auf der Reeperbahn“
1954: Hawaii – „Eine Nacht auf der Traumlandinsel“
1955: New-York – „Eine Nacht am Broadway“
1956: Kopenhagen – „Eine Nacht im Tivoli“
1957: Rom – „Eine Nacht im Kolosseum“
1958: Havanna – „Eine Nacht auf Kuba“