1946

Entnazifizierung

Hanns Nothhelfer 1937.
Hanns Nothhelfer 1937. Zu dieser Zeit war er noch selbständiger Handelsvertreter für die Hildebrand Rheinmühlenwerke.

Als Parteimitglied der NSDAP muss sich Hanns Nothhelfer vor den amerikanischen Besatzungsmächten verantworten. Er war am 1. Mai 1937 der Partei beigetreten und erfüllte von 1940 bis 1944 die Funktion eines Blockwarts, dem niedrigsten Rang der Parteiortsgruppe in der Saalbaustraße. 1943 war er kurzfristig von der SS als stellvertretender Schulungsleiter eingesetzt worden. Nothhelfer steht der Nazi-Ideologie fern, wenngleich er keinen offenen Widerstand leistet. Als die Hildebrand Rheinmühlenwerke zum Reichsmusterbetrieb ernannt werden, tritt er der Partei bei. Für den eloquenten Handelsvertreter ist dies der Weg, die Bewegungsfreiheit innerhalb seines geschäftlichen Beziehungsgeflechts zu behalten. Doch er erkennt bald seinen Irrtum und beginnt, sich für bedrängte Mitbürgern einzusetzen. Zahlreiche Fürsprecher bestätigen das im Prozess. Sie zeichnen das Bild eines Mannes, für den persönliche Loyalität gegenüber Kollegen, Geschäftspartnern, Nachbarn und Freunden an erster Stelle steht. Hanns Nothhelfer nutzt seine Verbindungen in die Partei, zur Gestapo, zu Polizei und Justiz, um sich für verfolgte Menschen in seinem Umfeld unter der Hand einzusetzen. Die Spruchkammer kommt zu dem Urteil, Hanns Nothhelfer der Kategorie IV „Mitläufer“ zuzuordnen. Im Februar 1947 bescheinigt ihm das Gericht, „dass er kein Nationalsozialist gewesen ist, dass er sich für politisch Verfolgte tatkräftig eingesetzt hat, sie so entlastete, dass die Gestapo sie nicht weiter verfolgen konnte.“